Keine Ärzte in der Patientenfront

In letzter Zeit gab es Kritik von einigen Genossen, weil wir einem Arzt die Teilnahme an unserem Lesekreis verweigerten, es hieß, das wäre diskriminierend. Hierzu eine Stellungnahme:

 

Warum keine Ärzte in der Patientenfront?

 

Frauengruppen schließen ja manchmal auch Männer aus, erst recht Vergewaltiger. Selbsthilfegruppen von Mobbingbetroffenen werden nicht ihre Chef's zu den internen Treffen willkommen heißen, das gleiche gilt für Gewerkschaften. Antifagruppen laden keine Rassisten ein usw. Bei Gruppen gegen Kohleabbau, machen keine Kohle-Lobbyisten mit. Wir als revolutionäre Patienten laden nicht die ein, die uns misshandeln, eben Ärzte.

 

Ärzte können auch Willkommen sein, wenn sie ihren Kittel ablegen, sich als Patienten sehen und mit unseren Grundsätzen einverstanden sind. Genauso, wie auch Polizisten in anarchistischen Zirkeln möglicherweise dann willkommen sind, wenn sie ihren Beruf an den Nagel hängen oder sich im Job so verhalten, wie sie es eigentlich sollten, also z.B. für Demokratie und Menschenrechte einstehen und gegen Polizeigewalt, Rassismus, Klassenjustiz, Korpsgeist usw. vorgehen - und dann wahrscheinlich aus dem Polizeidienst rausfliegen.. Anderer Bereich: Inge Hanemann ist ja als Jobcenter Mitarbeiterin rausgeflogen, weil sie sich für die Rechte der Arbeitslosen eingesetzt hat, jetzt ist sie bei Erwerbslosengruppen willkommen.

 

Nochmal und etwas ausführlicher und zu dem anderen analog zu den Ärzten: sie sollten sich dagegen auflehnen, daß sie zum Schaden der Patieten arbeiten und für Profitinteressen. Sie sollten sich darüber informieren, daß ihre Therapien lediglich und bestenfalls die Fähigkeit zur entfremdeten Lohnarbeit wiederherstellen und vor allem den Patienten des revolutionären Protestmomentes ihrer Krankheit berauben. Statt an dem Leid der Patienen zu verdienen, sollten sie sich gemeinsam mit den Patienten über die kapitalistischen Verhältnisse aufklären, die zu dem Leid führen und zusammen mit ihnen dagegen vorgehen. Nicht zuletzt sollten sie, indem sie ihrer ausbeuterische Rolle erkennen, sehen, daß sie sich in ihrer ärztlichen Tätigkeit völlig an die auch sie krankmachenden Strukturen anpassen. Sie sollten erkennen, daß sie sich auch selbst damit schaden und als Kapitalismusbetroffene auch selber Patienten sind. Sie sollten dies alles öffentlich äußern und praktizieren (...und dann wahrscheinlich ihren Job verlieren). Nur als solche Aktivisten können sie Mitpatienten sein und uns auf Augenhöhe begegnen. Ansonsten schließen sie uns aus, hintergehen, betrügen und Misshandeln uns usw. Wir schließen niemanden aus.

Wir fragen uns, wieso Ärzte bei einigen Leuten einen so hohen, scheinbar unantastbaren Status haben?

Es wäre auch für euch selber gut, dieses kritisch zu hinterfragen, denn auch ihr begebt euch in Gefahr, wenn ihr Ärzten und ihren Behandlungen vertraut; ihr macht euch zu Objekten einer mathematisch-lebensfeindlich ausgerichteten Wissenschaft, wenn ihr die Lügen der Ärzteschafft kritiklos hinnehmt.

 

Es ist ein bedeutender Schritt, anzufangen, unser Leben selbst zu bestimmen und Verantwortung zu übernehmen, anstatt es von Außen durch Autoritäten wie Ärzten kontrollieren zu lassen. Uns ist schon klar, dass die Idee einer arztfreien Wirklichkeit Kontroversen auslöst und dass das Thema Krankheit leicht Emotionen hoch schlagen lässt: So auch bei der Filmvorführung von „SPK-Komplex“ im Rahmen der Globale am 19.9.2019 in der Schaubühne Lindenfels, wo wir am Eingang Flyer mit einer Stellungnahme zur Doku des SPK/PF(H) verteilten, die gerne und mit Interesse entgegengenommen wurden. Der Dokumentarfilm war insgesamt grottenschlecht, ging so Richtung Journalismus a la Spiegel TV Reportage. In der anschliessenden Fragerunde mit dem Regisseur Gerd Kroske machten wir die Leute im vollbesetzten Kinosaal darauf aufmerksam, dass es das SPK in der Patientenfront bis heute noch gibt und auch uns hier in Leipzig; aussderdem erzählten wir, dass das SPK/PF(H) den Ansatz seit Anfang der 70er Jahre weiterentwickelt hat, und dass sie seitdem in einer vorweggenommenen, arztfreien Wirklichkeit leben, und dass das SPK auch unser Leben und Weltbild für immer verändert. Wir fragten dann Herrn Kroske, wieso er Inhalte de nur am Rande erwähnt und stattdessen (neben anderen Verfälschungen) versucht, das SPK nachträglich zu kriminalisieren, indem er Vorwürfe auftischt, weswegen nie jemand vom SPK verurteilt wurde? Die Antwort darauf und der Rest seines Geschwafels entsprach der Niveaulosigkeit des Filmes. Wirklichkeitsverweigerer Kroske behauptete, die von uns beschriebene Entwicklung der Patientenfront  sei gelogen. Aus dem darauffolgenden Wortgefecht sei nur angemerkt, dass der offensichtlich völlig weltfremde Herr Kroske die Patientenfront sowohl mit „Altstalinismus“ als auch mit „AFD“ assoziierte. Damit wird wieder deutlich, dass die grösste Extremismusgefahr von der  Mitte ausgeht, die ja das vertritt, was als gesund und normal gilt. Die letzten Flyer sind wir dann nach der Vorstellung noch ganz schnell losgeworden.

 

Auch bei unserem Vortrag in der Kulturjurte in Leipzig am 26.9. zeigte sich, dass wir auf der Höhe des Zeitgeistes sind. Alle hörten aufmerksam zu, und zum Schluss ging der Vortrag in eine angeregte Diskussion über. Die Besucher wussten, wovon wir reden, worum es geht, aus eigener Erfahrung.

 

siehe zu diesem Thema auch: http://www.spkpfh.de/Hunde_wollt_ihr.html

 

Aus Krankheit stark, Patientenfront Leipzig